Im Jahr 1863 gründete der Schiffbaumeister Joachim Behrens im Gebiet von Finkenwerder, genauer gesagt am Süderdeich Nr. 74 (Parzelle 117) auf der Lüneburger Seite, eine Werft, die sich auf den Bau von hölzernen Schiffen spezialisierte. Bis zum Jahr 1905 wurden sämtliche Neuheiten ausschließlich aus Holz gefertigt.
Im Jahr 1907 übernahm sein Sohn Hinrich Behrens das Geschäft und läutete eine neue Ära ein. Ab 1914 widmeten sie sich der Reparatur und dem Bau und der Reparatur von eisernen Schuten.
Im Jahr 1946 trat Joachim Hinrich Rudolf Behrens als Teilhaber in das Unternehmen ein, und im Jahr 1957 erlangte er schließlich die volle Kontrolle über den Betrieb. Die Sturmflut von 162 und die Abtrennung der alten Süderelbe vom Hauptstrom der Elbe führten 1962 zu der Notwendigkeit das der Betrieb an den Rüschenkanal verlegt wurden. Hierbei entstand die neue Anlage am Reetputt Nr. 7a.
Im Jahr 1985 übernahm Jan Hinrich Behrens die Leitung der Werft und brachte neuen Schwung in das Unternehmen. Allerdings musste er aus gesundheitlichen Gründen im Jahr 1991 aufgeben. Am 01. April 1991 wurde die Werft an den erfahrenen Schiffbaumeister Franz Brych und seinen Partner, den Maschinenbauer Manfred Sieber, verpachtet. Unter dem Namen "Schiffs- und Yachtreparatur Brych & Sieber" lag der Hauptfokus der Firma auf Reparaturen, jedoch setzte sie auch den Neubau von kleinen Booten mit einer Länge von bis zu 10 Metern fort. Die Firma überlebte die 90er Jahre nicht und ging im allgemeinem Werftsterben unter.
Eine Liste der von Joachim Behrens erstellten Neubauten existiert, doch endet sie im Jahr 1888 mit dem Kutter "Ora et Labora" und wurde danach nicht fortgeführt.
Was noch über die Joachim Behrens Werft recherchiert werden konnte
Die Joachim Behrens Werft am Finkenwerder Süderdeich war Ende der 1950er Jahre noch stark vom Holzschiffbau geprägt, obwohl der Stahlschiffbau langsam an Bedeutung gewann. Joachim Hinrich Rudolf Behrens, der damalige Werftchef, betrachtete diese Entwicklung jedoch skeptisch. Dennoch gab es bereits Mitarbeiter wie den ehrgeizigen Werftmeister Hein, die im Stahl die Zukunft sahen.
Die Behrenswerft verfügte über vergleichsweise primitive Anlagen und Einrichtungen. Die Arbeiten wurden größtenteils von Hand ausgeführt, da Maschinen noch nicht weit verbreitet waren. Die Schiffe wurden auf schräg abfallenden Slipanlagen repariert und mithilfe von Taljen und Winden aufgezogen. Zur Werft gehörten auch Böcke, Hub- und Kopfschrauben zum Heben der Schiffe und Schiffsteile.
Für den Schiffsbau wurden Zirkel zum Anzeichnen der Bauteile und Gliederketten zur Übertragung der Kurven verwendet. Die Neubauten der Werften unterschieden sich meist nur in Details voneinander, da sie nach den jeweils erforderlichen Maßen gebaut wurden. Die langjährige Erfahrung führte dazu, dass optimal funktionierende und seetüchtige Schiffe entstanden, die den individuellen Wünschen der Auftraggeber entsprachen.
Bei der Baureihe Erna Hellm für die Hamburger Reederei Wilhelm Hellm wurden der Antriebsstrang und die Schiffsschraube zugekauft. Die Motoren kamen von den Motorenwerken Mannheim und hatten 40 PS. Die Boote waren mit modernen Wendegetrieben der Firma BHS Stoeckicht ausgestattet, während die Propeller oft aus Glückstadt kamen.
Der Bau eines Schiffes dauerte damals etwa 6 bis 8 Monate. Vor dem Stapellauf wurden Stapelhölzer oder Rollen verwendet, um das Schiff ins Wasser gleiten zu lassen. Beim Stapellauf wurde das Schiff feierlich geschmückt und oft von der Braut oder Ehefrau des Schiffers getauft. Nach dem Stapellauf erhielt der Schiffbauer den Rest der Kaufsumme.
Die Sturmflut vom 16. auf den 17. Februar 1962 richtete schwere Verwüstungen am Finkenwerder Süderdeich an. Dennoch fand die 100-Jahr-Feier der Werft am 10. August 1963 statt. Die Werft zog später an den Rüschkanal, nicht aufgrund der Sturmflut, sondern weil die alte Süderelbe durch Eindeichung vom Hauptstrom der Elbe abgeschnitten wurde.
Leider wurden viele Dokumente durch die Sturmflut zerstört, sodass die Geschichte der Werft meist nur durch Zeitzeugen rekonstruiert werden kann. Anwohner haben eine bronzene Gedenktafel aufgestellt, die den Helfern bei der Sturmflut von 1962 gewidmet ist. Die Tafel ist am Vorsteven des Hochseefischkutters HF 288 "Albatros" befestigt, der vor der Behrenswerft gestrandet war.
Dieser Fischkutter wurde im Rahmen eines Osterfeuers in den folgenden Jahren verbrannt, jedoch konnte der Vorsteven als Fundament für die Gedenktafel gerettet werden. Die Gedenktafel erinnert an die Hilfe aus der Luft, die für viele Menschen während der Sturmflut die einzige Rettungsmöglichkeit darstellte.